4achs-Kesselwagen-Umbausatz der Firma Schulz Modellbahnen Berlin

Uns lag ein Umbausatz für die 4achsigen Märklin-Kesselwagen (VTG, Eva, Shell etc.) der Firma Schulz-Modellbahnen vor. Dieser Umbausatz ermöglicht die vorbildgerechte Darstellung der Kesselträger (ohne Aussparung) und der Drehgestelle.
Der Kunststoff-Umbausatz enthält die geänderten Teile wie Drehgestelle und Kesselträger. Dazu die entsprechenden Beschriftungen.
Vom Original-Märklin-Kesselwagen werden nach Demontage folgende Teile benötigt:

a) von Kesselträgern die Befestigungsschrauben von der Kesselverschraubung, die Puffer (ohne Hülsen), die Kupplungen, die Bremserbühne und Leiter, die Rangiertritte und ggflls. Bremsschläuche (soweit nachgerüstet)

b) von den Drehgestellen die Achsen und die Achslager


Umbaubeschreibung
Der Umbau geht (wie immer wenn man es einmal gemacht hat) recht einfach und zügig. Uns lag leider keine Baubeschreibung vor, sodaß wir der Logik folgend die einzelnen Schritte erarbeitet haben. Ggflls. kann die hier gezeigte Baubeschreibung von der Herstellerbeschreibung abweichen.
Nachstehend dazu die einzelnen Arbeitsschritte:
Nebenstehende Werkzeuge sollte man zur Hand haben:
Schraubendreher klein + mittel, Seitenschneider, Zange, Flach, Rund- und Vierkantfeilen, Kleinbohrmaschine, Bohrer: 1,6 - 2,5 - 3,0 und 3,5mm, Senker und Trennscheibe.
Der Materialsatz wie er von der Firma Schulz geliefert wird:
2 Kesselträger, 2 Drehgestellträger, 4 Drehgestellblenden, 4 Pufferhülsen, Kleinteile (Schrauben, Muttern, Messinghülsen, Aufreibebeschriftungen etc.)
Ansicht des Original-Waggons der Firma Märklin
Ansicht des Original-Drehgestelles
Entfernen Sie mit einem kleinen Schraubendreher den Sprengring vom Drehgestellzapfen. Besser geht es noch mit einem kleinen Vorstecher, da sich die Spitze besser ansetzen läßt. Dann ziehen Sie das Drehgestell ab.
Entfernen Sie nun vom Kesselträger die benötigten Puffer. Dazu drücken Sie mit einer kleinen, spitzen Zange das geschlitzte Ende des Puffers zusammen, drücken und ziehen ihn heraus. Vorsicht: die Feder macht sich beim Abziehen gern selbständig! Außerdem entfernen Sie gleich noch die Kupplungen und die Bremsertritte.
Schließlich lösen Sie die beiden Schrauben mit denen der Kesselträger mit dem Kessel verbunden ist und ziehen an diesem Ende den Kesselträger nach oben da er mit einem Stutzen im Kessel fixiert ist.
Die Bremserbühne schieben Sie mit leichtem Druck nach hinten und heben sie ab.
jetzt nehmen Sie die Drehgestelle zu Hand. ziehen/drücken Sie die erste Drehgestellblende aus dem Träger. Die Achsen kommen Ihnen gleich entgegen. Danach klipsen Sie die nächste Blende heraus.
Von den Drehgestellblenden ziehen Sie jetzt vorn die Achslager ab. Das geht gut per Hand, achten Sie aber darauf, das das hintere Lagerteil, das Gegenstück, nicht verloren geht.
Hier sind jetzt alle Teile für die neuen Blenden: die Blende, 2 Achslager vorn und Gegenstücke hinten und die Sicherungsschraube.
Der kleine Teil des im gelben Kreis sichtbaren Kunststoffrings muß abgefeilt werden (s.u.)
Jetzt kommt der schwierigste und riskanteste Teil des Umbaus. Zuerst feilen Sie mit der Flachfeile den kleineren Ring (in dem sich im Bild der Bohrer befindet) ab. Mit dem 1,6er Bohrer bohren Sie nun (mit geringer Geschwindigkeit, sonst schmilzt der Kunststoff und der Bohrer verklebt) gerade in die Blende, wobei Sie nicht tiefer bohren dürfen als die Gewindelänge der Sicherungsschraube! Lieber ein wenig nachbohren als vorne raus kommen...
Jetzt schrauben Sie die Schraube ein bis sie am stehen gebliebenen Ring anschlägt.
So muss es schließlich aussehen. Klipsen Sie probeweise die Blende in den Drehgestellträger ein. Die Blende sollte so gut wie kein Spiel haben. Wir mußten mehrfach die Schrauben noch einmal entfernen und auch vom großen Ring noch Material ab feilen um einen korrekten Sitz zu haben.
Hier sollten Sie sehr sorgfältig arbeiten da sonst die Achsen "schlackern", ggflls. sogar raus fallen.
Anschließend setzen Sie die Achslager wieder so ein wie Sie sie von den Märklin-Blenden entfernt haben - also die Schmiernippel nach unten.
Nun wenden wir uns den Kesselträgern zu. An der vorgegebenen Markierung bohren Sie mit dem 2,5er Bohrer durch. Hier muss der neue Drehzapfen (Zylinderschraube 2,8mm) eingedreht werden. Die Schraube muss fest sitzen damit die Mutter nachher fest angezogen werden kann (Sicherungsmutter).
Dann müssen Sie mit einem Senker entsprechend des Kopfdurchmessers der Schraube das Loch von oben erweitern. Dieser Teil liegt nach der Montage am Kessel bündig auf dem Kessel auf. Deshalb darf die Schraube nicht vor stehen.
Die Schraube wurde bei uns auf 1,3cm Gewindelänge mit der Mini-Flexscheibe gekürzt da nachträglich Mon/Demontagearbeiten leichter sind.
Schließlich müssen Sie den hinteren Zapfen (der im mittleren Loch des Kessel als Fixierung verschwindet) mit dem 2,5er-Bohrer durchbohren und - wie in der Bildmarkierung - die Schlossschraube einschrauben. Diese bildet die Drehbegrenzung für das Drehgestell.
Danach pressen Sie die Messinghülsen in die Pufferbohle, wie in der Markierung gezeigt. Wir empfehlen diese einzukleben, da diese u.U. andernfalls beim Eindrücken der Puffer hinten wieder heraus gedrückt werden.
Anschließend kleben Sie die mitgelieferten Pufferhülsen auf die Pufferbohle (möglichst so, das das mit der Hülse versehene Loch mittig angeordnet ist). Nach dem Abbinden des Klebers drücken Sie die Puffer (Feder nicht vergessen) so durch, dass der hintere Sicherungspilz (den Sie beim Abbau mit der Zange zusammen gepreßt haben) wieder sichtbar ist (s.Bild/Kreis). Achtung: Auf die richtige Anordnung achten: links gewölbter Puffer, rechts flacher Puffer!!!
Auch die Kupplungen, Schläuche etc. können jetzt angebaut werden. Wenn Sie die Bremsertritte von Märklin verwenden sollten Sie jetzt mit einem 0,8mm-Bohrer die entsprechenden Löcher bohren. Wir biegen neue Tritte aus 0,5mm Federstahl.

Am Drehgestellträger sind noch 2 Arbeiten zu erledigen:

1. wird an der vorgegebenen Markierung das Loch (3mm-Bohrer) für den Drehzapfen gebohrt.

2. Anschließend wird das Teil auf den Zapfen aufgelegt und so ausgerichtet, dass der Mittelpunkt (der eigentliche Mittelpunkt dieses Teiles) auf der hervorstehenden Schraube der Drehbegrenzung aufliegt. Jetzt drehen Sie mit leichtem Druck das Teil auf der Schraube sodaß eine Kratzmarkierung entsteht. Diese Markierung bohren Sie mit dem 3,5er-Bohrer - wie im Bild zu sehen - auf. Achten Sie aber darauf, dass Sie nur Material von der Oberseite weg nehmen und nicht den tragenden Steg mit weg bohren!!!
Dann setzen Sie das Teil wieder auf den Drehzahpfen und testen ob der Träger einwandfrei dreht. Andernfalls müssen Sie noch etwas nach arbeiten bis es klappt.
So sollte es dann nach getaner Arbeit aussehen.
Und so sieht das Ganze dann angebaut aus.
Haken Sie dazu den Kesselträger vorn an der Kesselstirnseite ein und führen Sie die nach unten heraus schauende Drehbegrenzungsschraube in die Fixierbohrung des Kessels ein. Schrauben Sie den Kesselträger mit den beiden Schrauben wieder an. Sezten Sie den Drehgestellträger auf den Drehzapfen (Schraube) auf und drehen Sie die Sicherungsmutter so fest an, dass sich der Träger noch gut aber ohne viel Spiel drehen läßt.
Jetzt klipsen Sie die erste Drehgestellblende in den Träger ein. Prüfen Sie noch einmal den Sitz. Setzen Sie die beiden Achsen ein und fädeln Sie die zweite Drehgestellblende in die Achszapfen ein. Dann klipsen Sie die Blende ebenfalls in den Träger ein.
Sollte eine Achse doch nicht richtig im Achslager sitzen, so können Sie die Blende leicht abbiegen und die Achse neu einfädeln - der Vorteil von Kunststoff!
Und so sollte es dann aussehen wenn alles richtig gemacht wurde. Ich habe bei dieser Gelegenheit gleich noch die Räder entsprechend eingefärbt. Die Achsen kommen noch dran.
Abschließende Arbeiten sind dann noch das Aufbringen der Beschriftung und einige Feinarbeiten.

Und nun viel Spaß beim Umbau.
Fazit: Ein Umbausatz der bereits etwas Erfahrung beim Käufer voraus setzt. Praktisch die Lösung mit dem verlegten Drehzapfen, der ein Ausschwenken ohne Radausschnitt im Kesselträger ermöglicht und damit trotzdem für kleine Radien einsetzbar ist.
In wie weit sich die Investition für den Umbau aber rechnet muß jeder für sich entscheiden. M.E. ist es eine Alternative für den vorbildbewußten Spur 1er, aber beim Ganzzug geht das ganz schön ins Geld...